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Beitrag vom 19.12.2013
Justine Electra - Green Disco
Clarissa Lempp
Sieben Jahre hat sich die Wahlberlinerin Justine Electra Zeit gelassen für ihr zweites Album. Jetzt rockt sie sich mit "Green Disco" gekonnt durch die Musikgenres – von Hip-Hop bis Toy-Pop.
Vorab: Justine Electra heißt wirklich so mit zweitem Vornamen. Mit ihrem Debüt "Soft Rock" elektrisierte sie auch namensgerecht die Berliner Indie-Musikszene. Das Patchwork aus Folk, Jazz, Rock und elektronischen Klängen fand begeisterte HörerInnen und Kritiken. Dann folgte erst mal eine lange Pause. Nach sieben, allerdings nicht unproduktiven Jahren, in denen vor allem Singles und Kollaborationen erschienen, hat Justine Electra nun ihr zweites Album "Green Disco" fertig gestellt. Und wie so oft, zahlt sich auch hier Geduld aus.
"Ist das noch die gleiche CD?" drängt sich der Verstand beim ersten Hören von "Green Disco" dazwischen, überrascht von den vielseitigen Songstrukturen des Albums. Hier ist wirklich kein Song wie der andere. Der Opener "This could be the most beautiful noise" löst sich auf in einer Zusammenkunft aus Störgeräuschen, verstimmten Gitarren und der fragilen, fast einlullend warmen Stimme Electras. "This could be the most beautiful song", singt sie. Gleich dahinter schiebt sich das Hip-Hop und Gospel angehauchte "Boozy Shoes", das in seiner Verspieltheit an die Beat-Box-Momente auf Coco Rosies "Rainbow Warriors" erinnert. "Bag Pipe" ist ein hypnotisierender Track aus Elektro-Background, Stimmchören Electras und einem Dudelsack. Ein absoluter Anspieltipp ist die neu aufgelegte Version des Will Oldham Dark-Folk-Hits "I see a darkness", der bei Electra als "Nippon Darkness" mit Klavierbegleitung erstaunlich leicht daher kommt, ohne an Intensität zu verlieren.
Hier und da könnten noch mehr vermeintliche musikalische Vorbilder herauszuhören sein. Das, laut Album-Booklet, "Crazy Guitar Riffin`" des ersten Tracks erinnert an Solo-Stücke des Gitarristen John Frusciante. Songs wie "Petting Zoo" rufen die experimentellen "Girly Tapes" von Liz Phair ins Gedächtnis. "DJ Save The Animals" wiederum ist ein mystisch angekickter, sexy Elektro-Song, der auf einem Stück des Musikproduzenten Robot Koch basiert. Justine Electra zitiert gewollt oder verwebt Klangwelten, die uns vertraut erscheinen, mit den ungewöhnlichen. Mit ihrer souveränen, warmen Stimme und dem ironisch-humorvollen Blick auf Text und Musik, erschafft die Australierin, die seit 1998 in Berlin lebt, eigenständige Songs, die atmosphärisch verdichtet, jeder ein kleines Universum für sich sind.
AVIVA-Tipp: "Green Disco" wartet mit elf völlig unterschiedlichen Liedern auf. Lo-Fi, R´n´B, Pop oder Elektro. Justine Electra beherrscht sie alle und konzentriert sie auf intensive Stücke, die auch ein breites emotionales Feld berühren und lange nachklingen. Ein Album voller potentieller Lieblingssongs.
Justine Electra
Green Disco
Label: Neun Volt Records
ASIN: B00FZMCRYA
VÖ: 06.12.2013
Hier geht es zum Blog von Justine Electra.
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